Unerfüllter Kinderwunsch: Therapiemöglichkeiten

Unerfüllter Kinderwunsch: Therapiemöglichkeiten

Aktuelles: Unerfüllter Kinderwunsch: Therapiemöglichkeiten

pixabay.com © tbit (CC0 Creative Commons) - Endlich schwanger - ein Herzenswunsch vieler Frauen

Ein unerfüllter Kinderwunsch kann zu Wut, Verzweiflung und Trauer führen. Als emotionaler Spielball zwischen Hoffen und Bangen, Freude und Sorge fällt es vielen Frauen schwer, einen klaren Blick zu behalten. Welche Möglichkeiten stehen überhaupt zur Verfügung, wenn der Kinderwunsch in Erfüllung gehen soll? Der Beitrag stellt verschiedene Wege im Kurzporträt vor.

 

Chancen auf Erfolg: Das müssen Paare wissen

Eine stressfreie Möglichkeit sich mit dem Kinderwunsch auseinanderzusetzen ist eine spezielle Kur. Kuren bei Kinderwunsch können zum Beispiel im Kurhaus Pawlik in Tschechien durchgeführt werden. Falls sich keine Schwangerschaft einstellen will, bestehen weitere Möglichkeiten.

Welcher Therapie die richtige ist und wie erfolgreich sie ausfällt, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Durchschnittliche Erfolgsraten liegen je nach Ausgangssituation und Therapieform zwischen 8 und 20 Prozent. Diese Werte verteilen sich auf ausgewählte vier Behandlungsmöglichkeiten wie folgt:

  • In-vitro-Fertilisation (IVF): 15 bis 20 Prozent
  • Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) – 15 bis 20 Prozent
  • ISCI nach Testikulärere Spermienextraktion (TESE) oder Mikrochirurgischer Epididymalen Spermienaspiration (MESA): 10 bis 15 Prozent
  • Kryotransfer befruchteter Eizellen im Vorkernstadium: 8 bis 12 Prozent


Das deutsche IVF-Register nimmt die Zahlen und Fakten aus den deutschen Kliniken auf und wertet diese aus. Wer Genaueres über die Statistiken erfahren will kann den jeweils aktuellen Jahresbericht online herunterladen. Das IVF-Register sammelt bereits seit 1982 Daten der humanen Reproduktionsmedizin in Deutschland.

Eine Kinderwunschklinik in Warschau blickt im Vergleich dazu auf überdurchschnittlich hohe Erfolgsquoten. Nach eigenen Angaben der Fertilitätsklinik InviMed werden 67 Prozent der Paare innerhalb von zwei Zyklen schwanger, wobei die Erfolgsquoten pro Transfer bei  43 Prozent liegt - und das auch bei schwierigen Fällen. Vor diesen Hintergrund kann es für deutsche Paare empfehlenswert sein, einen Versuch in Polen zu wagen.

 

In-Vitro-Fertilisation (IVF)

Die häufigste Methode zur Realisierung eines Kinderwunsches ist die In-vitro-Fertilisation kurz IVF. Um die 1,5 Millionen Behandlungen werden Jahr für Jahr weltweit durchgeführt. Die Methode eignet sich auch bei Eileiterverschluss, ausbleibendem Eisprung oder verminderten Fruchtbarkeitswerten des Partners. Das Verfahren wird sogar angewendet, wenn keine konkreten Gründe für die ausbleibende Schwangerschaft feststellbar sind. Und so funktioniert IVF:

1. Aus den Eierstöcken der Frau werden Eizellen entnommen.
2. Die Eier werden in einer Glasschale mit Samenzellen befruchtet.
3. Befruchtete Eizellen werden ca. zwei Tage später in die Gebärmutter der Frau eingebracht.

 

Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)

Bei dieser Art der künstlichen Befruchtung werden die Spermien direkt in eine Eizelle gespritzt. Das Verfahren ist dann sinnvoll, wenn die Spermien des Partners für eine natürliche Befruchtung ungeeignet sind. So läuft das Verfahren ab:

1. Eine Eizelle wird aus dem Eierstock entnommen.
2. Eine Samenzelle wird direkt in die Eizelle gespritzt.
3. Die befruchtete Eizelle wird danach in die Gebärmutter transferiert.

 

Bild: Wenn die natürliche Befruchtung nicht klappt, stehen medizinische Alternativen zur Verfügung. pixabay.com © mysticsartdesign (CC0 Creative Commons)

 

ISCI nach Testikulärere Spermienextraktion (TESE) oder Mikrochirurgischer Epididymalen Spermienaspiration (MESA)

Wenn die künstliche Befruchtung mit TESE vorgeschlagen wird, liegt beim Mann in der Regel ein Samenleiterverschluss vor. Das hat zur Folge, dass in den Spermien keine Samenzellen vorhanden sind, die sich für die Befruchtung einer Eizelle eignen. Beim TESE werden Samenzellen operativ aus dem Hoden entnommen.
MESA unterscheidet sich nur geringfügig von TESE, denn beim MESA erfolgt die Entnahme der Spermien aus den Nebenhoden, statt aus den Hoden.

 

Weitere Methoden der künstlichen Befruchtung

Mit den oben kurz beschriebenen künstlichen Befruchtungsmöglichkeiten ist das Repertoire noch nicht erschöpft. Paare können zum Beispiel auch auf die intrauterine Insemination (IUI) zurückgreifen. Diese Methode ist auch dann eine Option, wenn die Qualität der Spermien eingeschränkt ist. Um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen, wird der Eisprung der Frau mit Medikamenten ausgelöst.

Auf diese Weise gelingt es, den Zeitpunkt zu bestimmen, der für die Befruchtung optimal infrage kommt. Zum Zeitpunkt des Eisprungs gelangen die Spermien über einen Katheter in die Gebärmutter. Die Spermien werden tief in den Gebärmutterhals oder den Eileiter gesetzt, um sie zu nah wie möglich an der Eizelle zu platzieren. Das steigert die Chancen auf eine erfolgreiche Befruchtung.

 

Vorsorge für Krebspatienten

Droht eine Krebserkrankung die Fruchtbarkeit eines Partners zu beeinträchtigen,  können Frauen ihre Eizellen rechtzeitig vor der schädlichen Behandlung entnehmen lassen. Liegt das Alter der Krebspatientin bei maximal 35 Jahren, kann die Entnahme der Eizellen dafür sorgen, dass sie später Mutter werden kann. Der medizinische Fachausdruck für die Lagerung der Eizellen heißt Kryokonservierung.

Zu einem späteren Zeitpunkt können die kryokonservierten Eizellen per In-vitro-Fertilisation oder Replantation wieder genutzt werden. Auch Ovargewebe und Embryonen können auf vergleichbare Art kryokonserviert werden. Bevor der Körper nach einer Krebstherapie wieder aufnahmefähig ist, sollten mindestens 6 Monate der Regeneration vergehen. Eine Kur im Rahmen der Krebsnachsorge begünstigt den Erholungsverlauf.

 

Was tun, wenn der Erfolg ausbleibt?

Bleibt der Erfolg trotz mehrmaliger Befruchtungsversuche aus, können Paare eine genetische Präimplantationsdiagnostik durchführen lassen, um den Ursachen auf den Grund zu gehen. Im Rahmen der Untersuchungen lässt sich unter anderem feststellen, ob die Chromosomenzahl inkorrekt ist und sich der Erfolg deshalb nicht einstellt. Doch bei allem, was die Medizin heute zu bieten hat, sollten Paare dennoch offen für den Gedanken bleiben, dass sie tatsächlich keine Kinder bekommen können.

 

Erfolglose Kinderwunsch-Behandlungen und ihre Auswirkungen

Kaum ein Paar, welches sich einer medizinischen Fruchtbarkeit-Behandlung unterzieht geht davon aus, dass es bei ihnen nicht klappt. Allerdings macht sich oft Enttäuschung breit, wenn alle Versuche keinen Erfolg bringen. Oft fallen Paare in ein seelisches Tief, manchmal leiden einzelne sogar unter Depressionen. Besonders dramatisch wird es, wenn jemand die medizinischen Grenzen nicht akzeptieren will und die Therapie fortsetzt, obwohl die behandelnden Ärzte abraten.

Für manche Paare aber ist auch eine erfolglose Therapie sinnvoll. Sie gewinnen die Erkenntnis, alles menschenmöglich Machbare genutzt zu haben, um ein Kind zu bekommen. Will sich die Schwangerschaft trotzdem nicht einstellen können sie akzeptieren, ihr Leben ohne ein Kind zu planen. Hilfreich sind psychologische Beratungen und Gespräche mit Therapeuten, um der Trauer über den unerfüllten Kinderwunsch zu begegnen. Krankenkassen übernehmen dafür die Kosten, wenn eine entsprechende ärztliche Verordnung vorliegt.

Die Erfahrung zeigt, dass ungewollt kinderlose Paare langfristig nicht an Lebensqualität einbüßen, wenn sie mit dem Problem offen umgehen. Für diese Paare ist es wichtig ihren Freundeskreis und Bekanntenkreis zu pflegen und neue Lebensziele zu finden.